Corona-Tagebuch #8 | 20.04. – 26.04.

Weiterführung des digitalen Fernunterrichts / Vorbereitungen auf die Schulöffnung

Der mediale Fokus richtete sich in der vergangenen Woche stark auf die bevorstehende Teilöffnung der Schulgebäude für die Abschlussklassen ab dem 27.04. Demgegenüber rückte in den Hintergrund, dass auch in der kommenden Woche noch 80% unserer Klassen über digitale Kanäle zuhause beschult werden. Und wir werden darin jeden Tag besser, die Prozesse haben sich soweit gut eingespielt und Schüler*innen wie Lehrkräfte sind mit den Abläufen immer besser vertraut.

Wie von den Eltern gewünscht und von uns für sinnvoll erachtet, setzen wir auf eine Mischung aus getakteten Aufgaben mit Erledigungszeiten von 2-5 Tagen und einem ergänzenden Angebot von Videostunden, die mindestens in allen Kernfächern stattfinden; in der vergangenen Woche waren das rund 150 Videostunden an unserer Schule. Und auch hier gibt es eine steile Lernkurve: Dominierte anfangs noch der Lehrervortrag mit Möglichkeit für Rückfragen durch die Schüler*innen, werden inzwischen auch interaktive, kommunikative und kollaborative Formate ganz selbstverständlich digital umgesetzt. Eine Mutter erzählte mir, sie habe bei der Englischstunde ihres 8.-Klässlers „Mäuschen gespielt“ und sei völlig verblüfft gewesen, wie vielfältig, lebendig und motivierend das abgelaufen sei.

Damit möglichst alle die Möglichkeit haben, sich an diesem digitalen Unterricht optimal zu beteiligen, haben wir damit begonnen, schuleigene Geräte und Notebooks, die uns nach unserem Spendenaufruf erreicht haben (in der letzten Woche ca. 20 Stück), an die Familien auszugeben; vorher werden die Festplatten natürlich formatiert und mit einem frischen Betriebssystem versehen:

Neben Fernunterricht und den Vorbereitungsarbeiten gibt’s aber natürlich jede Menge turnusmäßig Anfallendes, das wir im Moment eher nebenbei erledigen. Der Kollege kubiwahn hat das sehr schön zusammengestellt:

Ansonsten war die Woche aber tatsächlich geprägt von den Vorbereitungen für den Schulbesuch der 10. Klassen, der ab Montag unter strengen Auflagen wieder beginnen soll. Diese Auflagen werden wohl nicht so schnell zurückgefahren werden können und würden dann auch für andere Jahrgangsstufen gelten, die wieder an die Schule kommen sollen. Meine Gedanken zu diesem zweiten Schritt der Schulöffnung habe ich hier aufgeschrieben:

Schule wie vor 100 Jahren?!

Wenn Schüler*innen kurz vor der Abschlussprüfung vier Wochen lang zuhause lernen, in dieser Zeit keine Prüfungen stattfinden und der Schulbetrieb dann unter strengen Hygienevorschriften wieder beginnen soll, stellen sich viele Detailfragen. Die Mitarbeiter*innen im Kultusministerium haben in den vergangenen zwei Wochen sehr viele Überlegungen dazu angestellt, die uns nun in der vergangenen Woche in Form sog. KMS (kultusministerieller Schreiben) erreicht haben. Zu normalen Zeiten erhalten die Schulen im Schnitt ein bis zwei solcher Schreiben pro Woche, würde ich schätzen (die rein informativen Briefe über z.B. Lernangebote von Museen nicht mitgezählt), in der vergangenen Woche war es rund ein Dutzend Schreiben mit insgesamt knapp einhundert Seiten. Das zeigt recht deutlich auf, dass allen Beteiligten bewusst ist, dass es ein durchaus anspruchsvolles Unterfangen ist, ein dynamisches Geschehen wie Schulunterricht unter den derzeit geltenden Bedingungen stattfinden zu lassen. Neben den Schreiben aus dem Ministerium hat sich auch der Kultusminister selbst in mehreren Pressekonferenzen und Gesprächsrunden zu Wort gemeldet und auch von anderen Stellen haben wir noch ergänzende Hinweise erhalten. Da den Überblick zu behalten und für die eigene Schule die richtigen Entscheidungen zu treffen, war nicht ganz einfach, zumal sich das ein oder andere Detail im Verlauf der Woche auch noch verändert hat oder zumindest so konkretisiert wurde, dass wir die ursprünglich getroffene Entscheidung für die eigene Schule wieder revidieren mussten.

Am Donnerstagmittag geht dann aber die Info für Eltern und Schüler*innen raus und am Donnerstagabend halte ich noch eine digitale Fragestunde für die 10.-Klässler*innen ab (neudeutsch: Q&A). Viele Fragen kommen zur Zeugnisfeier und zum Abschlussball:

  • Findet der Ball statt? (Weiß ich nicht, mache mir aber wenig Hoffnung)
  • Kann der Ball in den Herbst verschoben werden? (Wenn das ausreichend viele wünschen, gerne)
  • Findet der Gottesdienst statt? (Kommt drauf an, ob die Öffnung für Gottesdienste auch für Schulgottesdienste gelten wird)
  • Darf der Chor bei der Zeugnisverleihung singen? (Eher wohl nicht, weil Chorproben ja kaum möglich sind)
  • Darf die Schulband spielen (Das vielleicht eher, da wäre eine Probensituation auch mit Abstand denkbar)

Es wäre so schön, nach dieser seltsamen Endphase der gemeinsamen Schulzeit wenigstens ein würdiges und vor allem gemeinsames Fest zur Verabschiedung feiern zu können. Aber wie gesagt: Die Chance dafür dürfte minimal sein.

Am Ende der Woche ist dann soweit alles fertig: Der neue Stundenplan ist erstellt und verteilt, die Informationen zum Stundenplane und zur Hygiene auf vier Seiten für die Schüler*innen und Eltern kondensiert, die Räume sind mit Einzelplätzen in ausreichendem Abstand vorbereitet, die Seifenspender sind befüllt und die Hinweisschilder in Treppenhäusern und vor den Toiletten sind angebracht. Am Samstag darf ich dann auch noch unser „Starterpaket“ Mund-Nase-Masken abholen.

Dann kann’s jetzt losgehen.

PS: Seit ein paar Tagen ist Gleitschirmfliegen wieder erlaubt. Und ich glaube, ich sehe da Licht am Horizont.

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