Die Pfingstferien haben wir dafür genutzt, darüber nachzudenken, wie die nächsten sechs Wochen möglichst sinnvoll gestaltet werden können. Ausgegangen sind wir von einfachen Fragen wie beispielsweise:
- Was können wir aus dem Feedback der Eltern erkennen, deren Kinder jetzt tageweise wieder an der Schule und tageweise zu Hause gelernt haben?
- Wie ist die Stimmung bei Schüler*innen, Eltern, Lehrkräften? Was brauchen die einzelnen Gruppen auf den verschiedenen Ebenen?
- Wie gleichmäßig verteilt sich die Arbeitsbelastung im Kollegium?
- Welche verschiedenen Möglichkeiten, Präsenzlernen und Lernen zuhause sinnvoll zu verknüpfen, wollen wir intensivieren?
- Was ist mindestens erforderlich, was wäre wünschenswert, was ist leistbar?
- Welche Rolle spielen Videostunden dabei?
Die Ergebnisse sind noch recht fragmentarisch; aber es besteht jetzt ein Bewusstsein, dass wir uns nicht irgendwie durchwurschteln wollen, sondern dass wir die Zeit bis zum Sommer intensiv auch für konzeptionelle Arbeit nutzen wollen, um gut vorbereitet ins neue Schuljahr starten zu können – wie auch immer die Rahmenbedingungen dann aussehen werden. Die „alten“ Werte bleiben dabei zentral:
Transparenz und Verlässlichkeit stabilisieren die Beziehungen zwischen Schule und Eltern.
- Alle Eltern erhalten in den ersten Tagen nach den Pfingstferien eine tabellarische Übersicht, wie der Mix aus Präsenz- und Fernlernen ganz konkret in jedem Fach organisiert werden soll.
- Es gibt weiterhin wöchentliche Übersichten, aus denen genau hervorgeht, welche Fächer auf welchem Weg an welchen Tagen Aufgaben stellen, ob sich die Aufgaben an alle Schüler*innen oder nur an die Gruppe zuhause richten und wann Videostunden stattfinden.
Eine weitere Umfrage im Kollegium soll uns dabei helfen, freie Ressourcen zu finden, Fortbildungs- und Entwicklungsbedarfe zu identifizieren und einen validen Eindruck von der Belastung zu erhalten.
Verbindlichkeit schafft die Grundlagen für konzentrierte Weiterarbeit.
Je länger die Phase des Onlineunterrichtes andauert, umso schwerer fällt es manchen Jugendlichen, die Motivation hochzuhalten. Das ist einerseits völlig verständlich: Sich immer wieder alleine vor Material und Aufgaben zu setzen und Kommunikation nur über digitale Medien zu erleben, macht auf Dauer müde; das kennen auch viele Erwachsene, die jetzt lange im Homeoffice gearbeitet haben. Vor allem in den Fächern, in denen der Präsenzunterricht nur in sehr geringem Umfang stattfindet, ist es aber notwendig, dass die Schüler*innen konzentriert am Onlineunterricht teilnehmen, damit die inhaltliche Arbeit weitergehen kann. Hier braucht es einerseits ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit, andererseits müssen wir nicht selbst zu verantwortende Hindernisse aus dem Weg räumen und keinesfalls soll der Druck auf die Eltern ansteigen – keine einfache Gratwanderung. Wenigstens haben wir inzwischen Lösungsansätze für die technisch Benachteiligten: Wir haben dank einiger weiterer Spenden für den Moment ausreichend Leihgeräte im Haus und werden den wenigen Schüler*innen, die tatsächlich gar keinen Zugang zu schnellem Internet haben, tageweise buchbare Plätze in der Schule anbieten – natürlich unter Einhaltung der Hygieneauflagen und mit Abstand, eh klar.
Sehr hilfreich beim Nachdenken über hybride Unterrichtsszenarien (ist das eigentlich was anderes als Blended Learning?) fand ich das Wakelet, das Sascha Lesum zusammengetragen hat:
Sehr gespannt bin ich auch auf das finale Ergebnis des Booksprints zum Hybridunterricht unter der Koordination von Tim Kantereit; hier gibt’s schon vorab was zu lesen:
Was war sonst noch in den Ferien los?
– 189 dienstliche Mails erhalten, 57 geschrieben.
– ein digitales Tool fürs Einsammeln von Geld erprobt und ausgerollt (fürs „Papiergeld“, anteilig gekürzt, trotzdem mit Magengrummeln – ich hoffe, die Eltern schicken mir nicht im Gegenzug ihre Rechnungen für Tintenpatronen und Druckerpapier)
– eine Fortbildung zu Teams gehalten (online, für die ALP)
– einen Möbeltransport organisiert (wenn zwei Schüler*innen einen Tisch zusammen tragen würden, können sie den Mindestabstand nicht einhalten)
– mit Freude die Erlaubnis zur Kenntnis genommen, Krankmeldungen und Unterrichtsbefreiungen rein digital abwickeln zu können –> wird sofort vollzogen, da wir die technischen Voraussetzungen dafür schon haben
– weiter mit Reisebüros und -veranstaltern wegen Stornogebühren für abgesagte Klassenfahrten verhandelt
– das Vorwort für den Jahresbericht geschrieben (bin gespannt, wie zutreffend das in sechs Wochen noch ist, wenn der Jahresbericht verteilt wird)
– viel über die „freiwilligen Leistungsnachweise“ nachgedacht und Regularien dazu aufgesetzt
– „Brotzeitkisterl“ statt Pausenverkauf organisiert –> Abstandsgebot!
Außerdem hab‘ ich mich wieder (entgegen meiner Vorsätze) über manche Presseartikel zum angeblich mangelhaften Einsatz der Schulen geärgert, hier mal eine kleine Übersicht, was ich meine:
Lehrkräfte eignen sich halt gut als Sündenböcke:
Sie [die Lehrkräfte] sind aus Sicht vieler Menschen in der Krise privilegiert, als öffentlich Bedienstete, die um ihren Arbeitsplatz nicht fürchten müssen, als vermeintlich starke politische Lobby, die ihre Interessen vehement vertritt – und sie sind diejenigen, die Eltern einiges zumuten müssen, weil im Homeschooling naturgemäß nun mal vor allem die Väter und Mütter gefordert sind, ihre Kinder zum Lernen zu bringen.
Quelle: https://www.news4teachers.de/2020/06/lehrerinnen-und-lehrer-eignen-sich-bestens-als-suendenboecke-warum-das-image-der-schulen-in-der-corona-krise-so-leidet-ein-interview/
Auch wenn ich persönlich die Rolle der Eltern etwas anders sehe, kann ich das ganze Interview mit dem Bildungsjournalisten Andrej Priboschek nur empfehlen.
Achja, und diejenigen Kolleg*innen, die vielleicht etwas unbedacht ins digitale Unterrichten aus der Ferne gestartet sind, könnten sich mit einer Bußgeldforderung auseinandersetzen müssen (oder auch nicht). Ich lass das mal unkommentiert.
Das Wetter war leider etwas durchwachsen und überhaupt war nicht viel Zeit zum Rausgehen – aber einmal war’s dann doch gut:
