Schulbeginn | Corona-Tagebuch #15

08.09. – 18.09.2020

Sommerferien daheim. Das durchgehend schöne, sommerliche Wetter hat die Entscheidung bestärkt, nicht wegzufahren (Bilder). Die Gefahr, auf einmal im Risikogebiet zu sitzen, war mir einfach zu groß. Die Tücken des Schulanfangs unter Corona-Bedingungen in anderen Bundesländern habe ich aufmerksam verfolgt und versucht, daraus zu lernen. Aus dem Vier-Stufen-Plan wurde kurz vor Schulbeginn ein Drei-Stufen-Plan. Die Grenzwerte für die jeweiligen Maßnahmen wurden damit deutlich nach oben gesetzt, eine Marke für die Schließung der Schulgebäude gibt es überhaupt nicht mehr.

Primat des Präsenzunterrichts

Die Änderung des Stufenplans und die Beobachtung, dass es inzwischen eine ganze Reihe an Regionen gibt, die sich zahlenmäßig in der dritten Stufe (7-Tage-Inzidenz > 50) bewegen und dennoch die Schulen vollständig geöffnet lassen, sind das sichtbarste Zeichen dafür, dass für die Entscheidungsträger der Präsenzunterricht im Vollbetrieb das Maß der Dinge ist. In den verwendeten Sprachregelungen („Die Maske ist besser als Schulausfall“) wird klar, dass Distanzunterricht oder Hybridunterricht in vielen Köpfen gleichgesetzt wird mit Unterrichtsausfall.

Warum ist das so?

Einerseits wird zunehmend ehrlich benannt, dass die Wirtschaft auf die Betreuungsfunktion der Schule angewiesen ist: Wenn jüngere Kinder nicht in der Schule, sondern zuhause lernen, können deren Eltern nicht in die Arbeit gehen. Andererseits haben viele Familien schlechte Erfahrungen mit schlechtem Fernunterricht gemacht und die Politik musste sich dafür hart kritisieren lassen. Da ist es nur konsequent, dass dieses Szenario nach Möglichkeit vermieden werden soll. Und nicht zuletzt hat die persönliche Begegnung in der Schule natürlich eine andere Qualität als die Begegnung auf Distanz; wobei mir persönlich noch immer ein guter Hybrid-Unterricht mit halben Klassen lieber wäre als Vollbetrieb mit Maskenpflicht.

Corona als Digitalisierungs-Turbo?

Ja, es bewegt sich einiges an den Schulen: Der Breitbandausbau kommt voran, Lehrkräfte werden Dienstgeräte erhalten (wir haben unsere gerade verteilt, dazu im nächsten Blogbeitrag mehr), externe Partner betreuen die IT, die Ausstattung verbessert sich rasant. Auch wenn die ewigen Nörgler noch immer nicht begreifen, dass Vergabeverfahren dauern und bejammern, dass die Gelder aus dem Digitalpakt langsam fließen: In zwei Jahren wird das Geld in der Fläche angekommen sein und die Mehrzahl der Schulen wird auf einem technischen Stand sein, den man sich vor kurzem nicht zu erträumen gewagt hätte. Online-Fortbildungsformate erhalten endlich die Akzeptanz, die sie schon lange verdient hätten und auch das Angebot der Lern- und Medienplattformen wird sich konsolidieren. Bleibt nur zu hoffen, dass die Lehrkräfte sich jetzt nicht hinter das von der Politik verordnete „Primat des Präsenzunterrichts“ zurückziehen und erleichtert zum alten Stiefel vor Corona zurückkehren. Diese Gefahr besteht meines Erachtens sehr konkret, weil man „das mit dem digitalen Fernunterricht“ ja nun probiert hat, das hat nicht gescheit geklappt und deswegen lässt man das besser wieder sein.

Dass dieses mangelnde Verständnis der digitalen Transformation der größte Hemmschuh für die Weiterentwicklung der Schule ist, habe ich hier ja schon beschrieben. Damit wir darin nicht steckenbleiben wollen, wäre es wichtig, dass auch „von oben“ entsprechende Signale kommen. Das Rahmenkonzept für den Distanzunterricht, das Herr Rau hier treffend analysiert, für den Präsenzunterricht weiterzuentwickeln, wäre ein solches Zeichen; Sprachregelungen, die keine Abwertung der digitalen Möglichkeiten vornehmen (In der Schule geht’s zuerst um Menschen, nicht um digitale Geräte, Simone Fleischmann, BLLV), wären ebenso wichtig.

Vorbereitungen auf den Schulbeginn

Wie wir uns konkret vorbereitet haben, darüber habe ich unserem lokalen Newsblog, der Tegernseer Stimme berichtet; die haben daraus einen Artikel und ein Video gemacht:

Die Begrüßung der 5. Klassen war nur im Akkord möglich; auch darüber hat die örtliche Presse berichtet. Wer mag, kann mit einem Klick auf das Bild den ganzen Artikel lesen:

Zeitungsbericht zum Schulbeginn
Maskenpflicht

Auch wenn meine Kinder mir erzählen, dass sie gut mit den Masken zurechtkommen, stimme ich unserem Kultusminister zu, der die Masken als Zumutung betitelt. Unterricht weitgehend ohne Mimik, Sprechen mit der Maske, der fehlende Ausdruck in den Gesichtern der Kinder, das ist als vorübergehende Vorsichtsmaßnahme hinnehmbar, aber kein Dauerzustand. Herr Mess hat in seiner Schilderung des Schulbeginns ähnliches berichtet. Von daher bin ich persönlich wirklich froh, wenn wir diese Zumutung dann hoffentlich ab nächster Woche wieder los sind.

Ferien dahoam

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