Distanzunterricht | Corona-Tagebuch #22

11.01. – 24.01.2021

Beschluss: Die Schulgebäude bleiben zu

Während der Weihnachtsferien wird klar, dass der „Lockdown light“ sein Ziel nicht erreicht hat und die Infektionszahlen weiter steigen oder auf hohem Niveau stagnieren. Anfang Januar tagt die Konferenz der Ministerpräsident*innen mit der Kanzlerin und eines der Ergebnisse lautet, dass die Schulgebäude nach den Weihnachtsferien erstmal geschlossen bleiben sollen. Noch während die Konferenz läuft, kündigen bereits erste Länder an, die Beschlüsse nicht oder nur zum Teil umsetzen zu wollen – ein Trauerspiel, das man nach neun Monaten Pandemie zur Genüge kennt und das sich noch mehrfach in den nächsten Tagen wiederholen sollte. Tu felix bavaria, kann man da nur sagen: Markus Söder positioniert sich eindeutig und kündigt an, die Schulgebäude geschlossen zu halten und ab dem 11.01. in allen Schularten und Jahrgangsstufen in den Distanzunterricht zu wechseln. Damit ist auch die Idee des Kultusministers vom Tisch, lieber die Weihnachtsferien nochmal um eine Woche zu verlängern. Dass der Ministerpräsident dann aber die Faschingsferien komplett streicht, kam auch überraschend; eine Entscheidung, die harsche Kritik auf den Plan ruft. | Ein Schulleiter-Blog |

Was ist mit mebis?

In der letzten Ferienwoche legt ein Schreiben aus dem Ministerium den Schulen für den Schulbeginn eine zurückhaltende Nutzung von mebis ans Herz und staffelt die Loginzeiten am Morgen im Viertelstundentakt nach Schulnummern. Die Bayerische Staatszeitung titelt dazu Piazolo rät von mebis-Nutzung ab, was so natürlich auch nicht ganz stimmt, aber die Opposition dazu bringt, erneut den Rücktritt des Ministers zu fordern. Doch, wer hätte das gedacht: Mebis gehört zu den (wenigen) Tools, die seit dem 11. Januar ohne größere Schwierigkeiten laufen. Herr Mess hat in seinem Blog zusammengefasst, was es dazu zu sagen gibt.

Distanzunterricht – die Rahmenbedingungen

Wir entscheiden uns für ein recht konservatives Konzept für den Distanzunterricht, das im Prinzip den bekannten Schulalltag auf Distanz stattfinden lässt. Natürlich wäre die Situation auch eine Gelegenheit, freiere und mehr asynchron taktende Konzepte zu erproben, die die Eigenverantwortung der Schüler*innen stärker fordern; persönlich glaube ich aber, dass ein etwas engerer Rahmen für den Moment allen Beteiligten Sicherheit und Struktur gibt und dass es besser ist, diesen Veränderungsprozess hin zu mehr selbstgesteuertem Lernen behutsam anzugehen. So sieht das dann im Elternbrief aus:

– Der Stundenplan läuft normal weiter; alle Unterrichtsstunden werden online abgebildet.

Am Montag, 11.01., beginnen wir jedoch mit einer Klassleitungsstunde, damit die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, ihre Fragen zur momentanen Situation noch mit den Klassleitungen zu besprechen. Ab der zweiten Stunde läuft der Unterricht dann nach Stundenplan.

– Die Teilnahme am Distanzunterricht ist verpflichtend; es werden dort auch neue Inhalte behandelt, die bei Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts auch in Prüfungen verlangt werden können.

– In der Regel treffen sich alle Schülerinnen und Schüler zum Beginn der Stunde in einer Videokonferenz im jeweiligen Unterrichts-Team; dort findet auch eine Überprüfung der Anwesenheit statt. Die Videokonferenzen erreichen die Schülerinnen und Schüler über das entsprechende Unterrichtsteam; sie sind auch im Teams-Kalender übersichtlich dargestellt.

– Die Schülerinnen und Schüler sind gebeten, während der Plenumsphasen nicht nur ihr Mikrofon, sondern nach Aufforderung durch die Lehrkraft auch die Kamera einzuschalten, damit der Unterricht noch mehr den schulischen Charakter erhält. Um die Privatsphäre zu wahren, wird auf die Möglichkeit hingewiesen, virtuelle Hintergründe zu verwenden.

– Nach einer gemeinsamen Phase (z.B. Erklärung neuer Inhalte, Korrektur der Hausaufgabe, Vorstellung der zu erledigenden Übungen) arbeiten die Schülerinnen und Schüler allein oder in virtuellen Gruppen an ihren Aufgaben.

– Die Videokonferenz bleibt während der Arbeitsphasen ggf. im Hintergrund geöffnet, sodass die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf jederzeit Fragen an die Lehrkraft richten können.

– Auch im Distanzunterricht besteht die Möglichkeit, (mündliche) Leistungsnachweise zu erbringen. Schriftliche Leistungsnachweise finden bis 29.01. nicht statt.

– Förderunterrichte und Brückenkurse finden normal statt; die Lehrkräfte legen entsprechende Teams an. Wahlunterrichte können auf Distanz nur teilweise sinnvoll stattfinden, die Lehrkräfte informieren hierüber selbst.

Am 11. und 12. Januar gehen dann pünktlich zum ersten Schultag auf Distanz erstmal bundesweit die Lernplattformen der Länder in Rauch auf: Lernsax, itslearning, das BW-Moodle, der Lernraum Berlin, selbst der Gigant padlet – überall stehen Lehrkräfte und Schüler*innen vor Fehlermeldungen, entsprechend entlädt sich der Frust in den sozialen Medien:

Mit Teams haben wir eine starke Plattform für den Distanzunterricht, die zwar auch bisweilen spürbar wackelt, aber insgesamt stabil läuft. Laufend melden sich weitere Eltern wegen Leihgeräten, sodass die 50 Notebooks, die wir in den Herbstferien bekommen haben, bald weg sind.

Und wie läuft’s damit?

Nach den ersten Tagen befragen wir wieder einmal Eltern, Schüler*innen und Lehrkräfte, wie sie mit dem Distanzunterricht klarkommen; ganz besonders interessiert uns dabei, wie hoch die Belastung durch den synchronen Unterricht im Stundenplantakt ist. Hier einige Ergebnisse:

Was lernen wir daraus?

Wir sehen hierin den großen Wunsch vieler Eltern nach Struktur, müssen aber auch erkennen, dass viele Schülerinnen und Schüler (wie auch einige Eltern) rückmelden, dass viel Videounterricht auch anstrengend ist. Das deckt sich auch mit der Rückmeldung der Lehrkräfte. Für den Moment haben wir dennoch entschieden, dass der Unterricht weiterhin grundsätzlich nach Stundenplan stattfindet und in der Regel mit einer gemeinsamen Videobesprechung (im besten Fall mit Bild) beginnt, wir aber innerhalb des bestehenden Konzeptes die Freiräume noch intensiver nutzen wollen, um Lernphasen abseits der Videokonferenz, abseits des Bildschirms und abseits der starren Stundenplanstruktur mehr in den Blick zu nehmen.

Belastung der Lehrkräfte

Viele Lehrkräfte – auch an unserer Schule – geben als Rückmeldung, dass sie den Distanzunterricht als deutlich anstrengender erleben als Präsenzunterricht. Ein paar Ideen zur Entlastung habe ich hier zusammengeschrieben:

  • Korrekturbelastung reduzieren: Alle S*S sollten regelmäßig Feedback erhalten. Das bedeutet aber nicht, dass alles Abgegebene immer kontrolliert und korrigiert werden muss. Reihum gezogene Stichproben, freiwillige Abgaben, Peer- und Audiofeedback können hilfreich sein.
  • Berufsbezogene Onlinezeit rhythmisieren und das auch kommunizieren: Ein Autoresponder, der ab 17 Uhr rückmeldet, dass die Lehrkraft jetzt nicht mehr online ist, sich aber am nächsten Arbeitstag die Nachricht ansehen wird, kann entlastend wirken.
  • Mischung aus synchronen und asynchronen Unterrichtselementen: 90-minütige Videokonferenzen sind für alle Beteiligten eine Qual. Mindestens die Hälfte, auch zwei Drittel der Zeit können reserviert sein für Arbeit in der Gruppe, alleine oder für Wochenplanaufgaben.
  • In mehrmals wöchentlich stattfindenden Unterrichten kann die Gruppe geteilt werden: In einer Stunde hat Gruppe A synchronen Videounterricht, während Gruppe B selbständig arbeitet; in der nächsten dann andersherum. Videostunden mit 13 statt 26 S*S strengen viel weniger an.
  • Vorhandenes nutzen und zusammen arbeiten. Material, das okay ist, ist gut genug, vor allem, wenn man es nicht selbst vorbereiten muss. In Parallelklassen kann es helfen, die Planungen zu synchronisieren, auch wenn das vom Lehrplan her vielleicht gerade nicht zu 100% passt.
  • Grundliegende Zielsetzung sollte sein, eigene Aktivität und eigene Arbeit zugunsten der Aktivität der S*S und der Zusammenarbeit im Kollegium zurückzufahren. Das gelingt nicht jeder Lehrkraft und in jedem Fach gleichermaßen, aber vielleicht öfter und besser, als man glaubt.
Wie geht’s weiter?

Wissen wir noch nicht. Etwas überraschend wurde angekündigt, schon zum 01. Februar die Q12 und die Abschlussklassen von FOS/BOS und der beruflichen Schulen in die Präsenz zurück zu holen; von den Realschul-Abschlussklassen war bisher noch nicht die Rede. Wir gehen also davon aus, dass der momentane Zustand noch ein bisschen anhält. Wenn es dann in die Präsenz geht, sind wir aber zumindest maskenmäßig gut aufgestellt:

Quelle: Das Gelbe Blatt v. 16.01.2021
Und sonst so?

Immer noch Winter.

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