Schulleben im Lockdown | Corona-Tagebuch #23

25.01. – 21.02.2021

Vieles, was Schule schön, bunt und lebendig macht, ist wegen Corona im Moment nicht möglich. Mit „Challenges“ in verschiedenen Bereichen trotzen wir der Lockdown-Tristesse und bemühen uns, die Schülerinnen und Schüler auch abseits des Unterrichts zu erreichen und zu motivieren.

„Wetten, dass ihr es nicht schafft, bis Mittwoch insgesamt 50 Bilder von selbstgebauten Schneemännern oder Schneeskulpturen hochzuladen?“, lautete die Herausforderung bei unserer zweiten Winter-Challenge. Spoiler: Wir haben die Wette verloren:

Wir legen viel Wert auf ein erlebnisreiches Schulleben. Aber fast alles, ob Klassenfahrten, Exkursionen, Projektarbeiten oder Sportwettbewerbe, ist wegen Corona in diesem Schuljahr ausgefallen. Und so sollen die wöchentlichen Herausforderungen wenigstens ein bisschen Abwechslung in den manchmal etwas trockenen Alltag des Distanzunterrichts bringen. | Ein Schulleiter-Blog |

Welche Aufgaben gestellt werden, hängt auch vom Wetter ab: Nach den Neuschneefällen pünktlich zum Schulbeginn gab es die Aufgabe, eine möglichst originelle Bobbahn zu bauen. Zehn Videos waren kurz darauf online; von der Sprungschanze im Garten bis zur Mini-Bobbahn für den Playmobil-Bob. Nach der Schneemann-Challenge ging’s drinnen weiter: Wer erschafft die kreativste Kettenreaktion? Im Fasching war das ausgefallenste Faschingskostüm gesucht und die zweistelligen Minusgrade ermöglichten eine Spontan-Challenge: Wem gelingt es, ein Bild einer gefrorenen Seifenblase zu machen?

Ein Teil der Herausforderungen soll die Kinder an die frische Luft locken, andere fördern die Kreativität: „Little Tiny Things“ lautet der schulinterne Malwettbewerb, an dem sich schon über hundert Schülerinnen und Schüler beteiligt haben. Dabei geht es darum, im Stil der Künstlerin Desirée de Leon aus Alltagsgegenständen mit wenigen zusätzlichen gezeichneten Elementen faszinierende Kunstwerke entstehen zu lassen. Das Schöne daran ist, dass es nicht viel dazu braucht. Die Kinder haben alles zuhause, sie müssen es nur entdecken, ihre Fantasie spielen lassen und schon entsteht daraus etwas ganz anderes.

Das ist uns wichtig: Die Challenges sollen Entspannung bringen, in dieser angespannten Zeit. Deshalb sind wir auch mit Experimenten oder Rezeptideen zurückhaltend. Es ist nicht Sinn der Sache, dass die Eltern extra zum Einkaufen fahren müssten, um das Benötigte erst zu besorgen. Auch sportliche Herausforderungen sind leider schwierig: Bei allem, was über Alltagsbewegungen hinausgeht, besteht kein Versicherungsschutz, deswegen ist das Fach Sport auch besonders schwierig im Distanzunterricht abzubilden.

Umso wichtiger ist es, Bewegung in den Unterrichtsalltag am Bildschirm zu integrieren. Dazu hat die Fachschaft Sport eigens eine schulinterne Fortbildung angeboten und Bewegungsspiele vorgestellt, die sich unkompliziert in den Videounterricht einbauen lassen. Die Lehrerin nennt zum Beispiel einen Alltagsgegenstand, etwa einen Regenschirm, und dann ist die Aufgabe, diesen Gegenstand so schnell wie möglich in die Kamera zu halten.

Ausbau des digitalen Schulhauses in Teams

Das alles, der Unterricht, die Challenges, die wöchentlichen Lehrerfortbildungen findet in unserem digitalen Schulhaus in Teams statt, das wir nun bald ein Jahr im Einsatz haben und das beständig weiter ausgebaut wird. Zuletzt mussten wir uns eingestehen, dass auch die Bemühungen im Bereichen der beruflichen Orientierung in diesem Schuljahr weitgehend nicht so stattfinden werden, wie wir das gewohnt sind. Es wird keine Berufsinformationsmesse im Haus geben, viele Firmen nehmen derzeit keine Praktikant*innen. Wir haben deshalb alle Schüler*innen der 9. und 10. Klasse in einem Team „Berufliche Orientierung“ zusammengefasst und versuchen, hier Kontaktmöglichkeiten zwischen unseren Schüler*innen und den regionalen Unternehmen zu schaffen:

Informationsabende

Die Infoabende zum Übertritt für die Eltern der vierten Klassen und die Infoveranstaltungen „Wege nach der Realschule“ haben wir online gehalten. Nach einigem Überlegen haben wir uns entschieden, keine aufwändigen digitalen Schulhausrundgänge oder ähnliches zu gestalten. Es ist nicht so, dass die Räumlichkeiten einer Schule keine Rolle spielen würden. Viel entscheidender ist meines Erachtens aber die Frage, welche Menschen es sind, denen Eltern ihr Kind anvertrauen. Bei unserem traditionellen Infoabend stellen wir deshalb jede Menge Menschen auf die Bühne, die von dem erzählen, was sie an der Schule machen. Und jetzt haben wir genau das eben online gemacht. Für einen persönlichen Eindruck braucht es aber ein synchrones Angebot: Wenn ich ein Video einspreche, bin ich nüchterner, professioneller, glatter. Moderiere ich live, ist mehr von der Persönlichkeit zu spüren und das war uns wichtig.

Über 150 Eltern hat das letztendlich interessiert und das Feedback war wirklich sehr positiv. Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Rahmenbedingungen im April es zulassen, für die Kinder der vierten Klassen ein Angebot vor Ort zu ermöglichen; freilich würde uns auch da digital was einfallen, aber der Funke springt vor Ort ganz anders über.

Ausblick

Am Montag sollen nun die Abschlussklassen wieder im Präsenzunterricht starten. Der Weg dahin war ziemlich steinig und das Verhältnis zwischen den Schulverbänden und dem Ministerium ist angespannt; der öffentliche Brandbrief des bayerischen Schulleitungsverbandes ist ein ganz gutes Beispiel dafür.

Wir als Schule sind grundsätzlich gut aufgestellt: Wir haben OP-Masken vom Ministerium, FFP2-Masken vom Förderverein, ein Schulhaus mit Lüftungsanlage, CO2-Messgeräte als Indikatoren in jedem Unterrichtsraum und wir können auch den Abstand einhalten, so lange nur so wenig Schüler*innen im Haus sind. Eine Impfung steht für Lehrkräfte aber noch nicht zur Verfügung und auch eine Teststrategie mit regelmäßigen Tests für Lehrkräfte und Schüler*innen ist bisher nur angekündigt. Ob es da insgesamt eine gute Idee ist, die Schulen jetzt zu öffnen, wo alle Indikatoren darauf hinweisen, dass eine dritte Welle mit deutlich ansteckenderen Virusvarianten unmittelbar bevorsteht? Wie verfahren die politische Entscheidungsfindung ist, kann man z.B. in Baden-Württemberg gut erkennen:

Zwischen den beiden Tweets liegen 10 Tage, in denen sich die Virusvarianten schnell ausgebreitet haben. Nun fordern die Grünen, nicht zu schnell zu öffnen, um das bisher Erreichte nicht zu gefährden. Trotzdem werden morgen in BW die Schulen öffnen. Das Pikante daran: Der Ministerpräsident wird bekanntlich von den Grünen gestellt; er hätte jederzeit die Möglichkeit, die Entscheidungen zu ändern, tut das aber nicht.

Und sonst so?

Noch liegt oben Schnee. Nicht mehr viel, aber genug, dass es recht winterlich ausschaut:

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