Rückblick aufs Schuljahr 22/23

Das war ein ambivalentes Schuljahr. Vieles war ganz spannend und wunderbar, wir haben viel gelernt und erreicht. Zugleich war dieses Schuljahr an manchen Stellen auch herausfordernd, schicksalhaft und zehrte an den Kräften.

Schulleben

Vieles war nach Auslaufen der Corona-Einschränkungen wieder möglich; bei der Wiederaufnahme von Fahrten, Projekten und Veranstaltungen habe ich erlebt, wie enorm wichtig diese Elemente für die Lebensfreude und das Miteinander an der Schule sind: ZAK-Tage („Zamma Kemma!“) der 5. Klassen, Gemeinschaftstage für die 7. Jahrgangsstufe, Adventsmarkt, Berufsinformationsmesse, Praktika, Theateraufführungen, Schulkonzerte, Präventionsprojekte, Sporttage, Wahlfächer, Wettbewerbe, Studienfahrten, Orchesterbesuche, Tage der Orientierung, Geschichtsfahrten, Unternehmensbesichtigungen – all das konnte erstmals nach Ende der Corona-bedingten Einschränkungen wieder stattfinden. Zeitgemäßer und erfolgreicher Unterricht, der die Jugendlichen auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet, ist die Pflicht, das darf die Gesellschaft von Schule erwarten. Die besonderen Erlebnisse, das Nicht-Alltägliche, das, woran wir uns häufig auch nach Jahrzehnten noch erinnern, wenn wir an die eigene Schulzeit denken, das ist die Kür.

Dabei gab es nach drei Jahren Pause durchaus auch kuriose Momente; wir alle wissen ja, dass man Dinge, die man nicht regelmäßig übt, schnell verlernt. Und wenn man drei Jahre lang keine Klassenfahrten plant und durchführt, dann muss man sich auch erstmal wieder einlesen, wie denn eigentlich Dienstreisen genehmigt und abgerechnet werden, wie hoch nochmal die Budgets dafür waren und wer hat nochmal die Packliste für die Studienfahrt auf seinem Rechner gespeichert?

Corona und die Folgen

Der Wegfall der pandemiebedingten Sonderregelungen hat uns das Schulleben zurückgegeben. Der Verzicht auf Abstands- und Hygieneregeln bedeutete aber auch, dass Erkältungs- und Grippewellen (wie in der Arbeitswelt auch) freie Bahn hatten, was viele Familien – besonders mit Kindern in verschiedenen Einrichtungen – während der Wintermonate vor große Herausforderungen stellte. Ich habe ja selbst drei Kinder in Schule und Kita und in meiner Erinnerung gab es zwischen den Herbst- und den Faschingsferien kaum einmal mehrere aufeinander folgende Tage, an denen alle Kinder in der Schule/Kita und wir Eltern in der Arbeit waren. Kaum war das eine Kind fieberfrei, hat das nächste Magen-Darm mit nach Hause gebracht.

An einzelnen Tagen im Dezember und Januar fehlte fast ein Drittel der Schülerinnen und Schüler; die versäumten Inhalte nachzuholen und Prüfungen für Nachtermine von Nachterminen zu konzipieren und daran teilzunehmen, bedeutete für alle Beteiligten eine große Anstrengung. Und auch im psychosozialen Bereich waren und sind die Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen auf verschiedene Weise noch spürbar. Besonders die Jahrgänge, die während der Grundschulzeit von den pandemiebedingten Einschränkungen stark betroffen waren, tragen da nach meiner Wahrnehmung noch einiges mit sich herum; wir setzen den Fokus in der Schulentwicklung deswegen stark auf gemeinschaftsbildende Themen und Projekte; aber das wird noch einige Zeit dauern, schätze ich, bis sich das wieder alles so anfühlt wie 2019.

Digitales

Man mag dazu stehen, wie man will: Das Internet geht nicht wieder weg. Im Gegenteil hat die Digitalisierung die Gesellschaft tiefgreifend verändert: Ob Arbeit, Kommunikation, Unterhaltung, Shopping, Freizeitgestaltung – sämtliche Lebensbereiche sind durchdrungen von digitalen Prozessen. Welche Auswirkungen der zu erwartende breitflächige Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf Gesellschaft, Arbeit und Schule haben wird, vermögen wir wohl noch nicht im Ansatz zu erahnen.

Wenn Schule ihre Aufgabe ernst nimmt, junge Menschen auf die Herausforderungen von morgen vorzubereiten, dann kann sie in einer sich ständig im Wandel befindlichen Welt gar nicht anders, als sich auch selbst immer wieder zu hinterfragen, Neues zu erproben und das, was sich bewährt, mit in die Zukunft zu nehmen. Auf Basis dieser Überzeugung beteiligen wir uns seit diesem Schuljahr am Pilotprojekt „Digitale Schule der Zukunft“: Alle Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klassen wurden dazu von ihren Eltern – unterstützt durch eine staatliche Förderung – mit einem Tablet ausgestattet, das das schulische Lernen auf vielfältige Weise unterstützt. Wofür die iPads im Unterricht verwendet werden, wie das alles funktioniert und wie die Rückmeldungen sind, darüber schreibe ich ein andermal. Vorweg nur: Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, das gemeinsam mit den Kolleg*innen zu entwickeln und hat meinen eigenen Unterricht viel flexibler gemacht und bereichert. Aber es war – insbesondere für die Kollegen, die das Projekt an der Schule leiten – auch unfassbar viel zusätzliche Arbeit.

Schicksalsschläge

Wenn Mitglieder der Schulgemeinschaft schwer, vielleicht sogar lebensbedrohlich erkranken oder wenn die Gemeinschaft vom Tod einer Schülerin, eines Schülers oder einer Lehrkraft erschüttert wird, dann wird alles andere unwichtig. Als Schulleiter steht man in solchen Momenten genauso fassungs- und sprachlos da wie alle anderen und doch ist es notwendig und dürfen Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern erwarten, dass man Entscheidungen trifft und Worte findet. Jedes Schuljahr hat solche Momente, in sehr unterschiedlicher Tragweite – das vergangene aber besonders. Und ich bin zutiefst dankbar, dass es Menschen gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Schulen in solchen Momenten zu unterstützen; die ins Haus kommen und Worte finden, wenn man selbst keine mehr hat.

Gemeinschaft

Die Qualität der Gemeinschaft macht Schule zu einem guten Ort; die Qualität der Beziehung macht Unterricht erfolgreich; Vertrauen und ein achtsames Miteinander schaffen Resilienz und machen es möglich, gemeinsam auch große Herausforderungen gut zu bewältigen. Diese feste Überzeugung ist für mich Ausgangspunkt und Vision zugleich und es ist ein großes Geschenk, dass ich dieser Vision in dieser Rolle folgen darf und Menschen um mich herum habe, die Basis und Ziel teilen.

Es war ein ambivalentes Schuljahr.


[Dieser Text ist eine inhaltlich gekürzte und um persönliche Gedanken erweiterte Fassung des Vorworts im Jahresbericht der Schule.]

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